2014 - Städtereise des Heimatvereins in den Harz
Am 18. Juni 2014 war es wieder so weit: Der Heimatverein startete unter der Leitung von Peter Brunn zu seiner jährlichen Tour in deutsche Städte. Dieses Mal standen die Städte Goslar, Braunschweig, Wolfenbüttel, Halberstadt, Quedlinburg und Duderstadt auf dem Programm. Früh musste man sein am 18. Juni, um 6:30 startete der Bus am Kirchplatz, holte wenig später noch die Fahrgäste in Merl ab und begab sich dann zügig auf die Autobahn in Richtung Norden. Schnell, zu schnell für die noch Schlaf Nachholenden war der erste Rastplatz erreicht, wo es Kaffee und ein Gläschen Sekt zur Stärkung gab. Entsprechend lebhafter ging es dann auf der weiteren Fahrt zu. Pünktlich zur Mittagszeit wurde Goslar erreicht, wo schon bequeme, großzügige Hotelzimmer warteten. Wer jedoch gehofft hatte, nun zu einem Mittagsschläfchen in die weichen Federn sinken zu können, sah sich getäuscht: bei einer Städtefahrt des Heimatvereins gibt es immer ein wunderbar ausgearbeitetes Programm, und das sah für den Tag noch einiges vor.
Nach einem kurzen Mittagsimbiss warteten zwei Stadtführer auf die Reisenden, um ihnen das „ Nordische Rom“ näher zu bringen. Die Altstadt, auch „ Schatzkammer der Deutschen Kaiser“ genannt, gehört seit 1992 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Wer es bis dahin nicht gewusst hatte, erfuhr nun alles über den Kaiser Heinrich IV., seinen Zwist mit den Fürsten, seinem eigenen Sohn und dem Papst, seinen Gang nach Canossa, aber auch über sein politisches Wirken, das Goslar das Stadtrechtsprivileg einbrachte und zur Freien Reichsstadt machte. Gut zu Fuß musste man sein, denn das Straßenpflaster der Stadt ist noch wahrhaft mittelalterlich, doch der, der den Weg über die „Katzenköpfe“ gefunden hatte, konnte sich an der Pracht der Fachwerkbauten erfreuen. Der Weg führte durch Gassen und Gässchen hinauf zur Kaiserpfalz. Der imposante Bau aus dem 11. Jahrhundert thront praktisch über der Stadt und lässt die Macht der Herrscher von damals erahnen. Bei der Besichtigung des Kaisersaales fühlte man sich durch die Bemalung von H. Wislicenus in Szenen kaiserlicher Geschichte, Dornröschens Reich und zu Barbarossa in den Kyffhäuser zurückversetzt. Zurück, auf dem Marktplatz ertönte zur Freude der auf diesem Gebiet erfahrenen Meckenheimer das Glockenspiel im Kämmereigebäude, das die Geschichte des Rammelsberger Bergbaues erzählt. Man bewunderte den Reichsadler auf dem Marktbrunnen, erfuhr viel Wissenswertes über das Rathaus und die „ Kaiserworth“, das Gildehaus der Gewandschneider, und konnte sich seine Gedanken über das Dukatenmännchen machen, das dem Betrachter an der Rathausecke den nackten Allerwertesten entgegenstreckt. Im Hotel gab es dann ein gutes Abendessen und für die Unentwegten schloss sich ein „ Rundgang mit mystischen Momenten“ unter Führung einer Nachtwächterin an. Jetzt konnte man im historischen Siechenhaus durch eigenen Einsatz erfahren, wie zu Kaiserzeiten dort allerlei Krankheiten behandelt wurden. Man erfuhr etwas über das Hexentreiben und von der Tatsache, dass Goethe hier einen Teil seines „Faust“ geschrieben hat. Auszüge aus einschlägigen Balladen, vorgetragen im Schatten der Kaiserpfalz, mögen manchen Zuhörer bewogen haben, wieder einmal eins der guten alten deutschen Schulbücher in die Hand zu nehmen. In einem urigen Ausschank lernte, wer wollte, „ Gosenbowle“ kennen, ein erfrischendes Getränk aus heimischem Gosen- Bier. Der Rest des ersten Reisetages versank in den weichen Betten des Hotels!
Nach einem sehr guten Frühstück ging es am nächsten Morgen Richtung Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen. An der Kreuzung von zwei wichtigen mittelalterlichen Handelstraßen gelegen, war die alte Welfenstadt zu jener Zeit ein bedeutender Binnenhandelsumschlagsplatz. Trotz großer Zerstörung im zweiten Weltkrieg hat die Stadt einige „ Traditionsinseln“ bewahren können, die die Besucher unter sachkundiger Führung bewundern konnten. Natürlich begegnet man überall Heinrich dem Löwen, in Bauwerken, historischen Geschichten und Anekdoten, die ihren krönenden Abschluss vor der bronzenen Nachbildung eines Löwen finden. Es muss schon eine bewegte Zeit gewesen sein, in der dieser Welfe die Region beherrschte. Nicht unerwähnt sollen Gotthold Ephraim Lessing bleiben, dessen Grab sich auf dem Magnifriedhof befindet, und Till Eulenspiegel, der hier Eulen und Meerkatzen gebacken haben soll, und an den ein Brunnen am Bäckerklint erinnert .Aber auch die moderne Zeit kam zu Wort: In der technischen Universität hatten alle die Gelegenheit, ihre Uhren nach der „ einzig richtig gehenden Uhr in Europa“ der Atom- Uhr zu stellen In einem zünftigen Restaurant wurde den Besuchern dann ein leckeres Mittagessen serviert, und dann ging es weiter nach Wolfenbüttel. In der alten Fürstenresidenz wurde zunächst unter sachkundiger Führung die berühmte Herzog August Bibliothek besichtigt. Wunderbare, alte Schriften gab es dort zu sehen, u. a. das Evangeliar Heinrichs des Löwen, man hätte gerne eine vielstündige Unterbrechung der Reise eingelegt, um in den ledergebundenen Folianten zu stöbern, was die Sicherheitseinrichtungen aber strikt verboten. So freute man sich eben danach an den wunderschönen Fachwerkhäusern, dem herrlichen Barockschloss. Beim Abendessen erschien dann Gotthold Ephraim Lessing persönlich, berichtete aus seinem Leben als Leiter der Bibliothek, und trug mehr oder weniger bekannte Texte aus seinem Werk vor. Mancher mag im Stillen überlegt haben, wo denn in seinem häuslichen Bücherschrank Lessings Werke zu finden seien. Dankbar wurden nach diesen Erlebnissen die Plätze im Bus aufgesucht, der alle wohlbehalten ins Hotel zurück brachte.
Am dritten Reisetag machte sich die Gruppe wieder früh auf den Weg. Halberstadt, das „ Tor zum Harz“ war das erste Ziel. Die alte Hansestadt wurde im zweiten Weltkrieg zu 80% zerstört und zu DDR- Zeiten nur zögerlich und meist in Plattenbauweise wieder aufgebaut. Umso mehr freuten sich die Besucher über den beispielhaft sanierten Stadtkern. Ein Roland wacht heute wieder über Leben und Treiben auf dem Marktplatz. Das Hauptinteresse des Besuchs galt aber dem Dom und dem Domschatz. In dem spätgotischen Kirchenschiff konnte man einige Kostbarkeiten bewundern, darunter das Taufbecken, die Kanzel und eine Triumphkreuzgruppe, die das Inferno des Krieges unbeschadet überstanden haben. Der Halberstädter Domschatz gehört zu den bedeutendsten mittelalterlichen Kirchenschätzen Europas. Eine Fülle von liturgischen Gewändern, Geräten, Wandteppichen und seltenen Reliquien gab es hier zu bestaunen, die teils aus dem Brautschatz der Kaiserin Theophanu, teils aus einer Sammlung stammen, die Bischof Konrad vom Kreuzzug mitgebracht hatte. Nach so viel Pracht war einem nach einem deftigen Essen zu Mute, das in einem gemütlichen Restaurant serviert wurde. Am frühen Nachmittag verließ der Bus die alte Bischofsstadt und fuhr in Richtung Quedlinburg. Wieder wunderschöne Fachwerkhäuser, aber auch Gebäude, die noch von der sozialistischen Vergangenheit zeugten, wieder Kopfsteinpflaster, darauf die „ Spuren der Ottonen“, deren Lieblingssitz Quedlinburg war. Ein sehr engagiertes Führerehepaar vermittelte in einem wahren Feuerwerk an Wissen alles, was es über diese schöne Stadt zu wissen gibt. Da die Ottonen hinreichend bekannt schienen, erfuhr man nun auch etwas über die erste Ärztin in Deutschland, Dorothea Erxleben, den Wegbereiter des Turnunterrichts, Johann C. F. Guths Muts, den Geografen Carl Ritter und noch einen Dichter: Friedrich G. Kloppstock. Den abschließenden Weg zum Dom mit seinen vielen Stufen haben sich einige Gruppenmitglieder erspart und haben beim Weg zurück durch verwinkelte Gassen lieber eine moderne Eisdiele frequentiert. Zurück am Ausgangsort warteten dann ein leckeres Grillbuffet und manch ein heiß ersehntes Bier auf die müden „ Kunstbeflissenen“.
Jede Reise hat ihr Ende, und so mussten am 21. 6. die Koffer gepackt und das gastliche Hotel verlassen werden. Am Heimweg standen noch Duderstadt
und das Grenzland Museum Eichsfeld auf dem Programm. Für viele, so auch die Autorin, war Duderstadt lange Zeit eher ein Begriff
für innerdeutsche Grenze, Grenzvorland und Flüchtlingsschicksale.
Jetzt präsentierte sich den staunenden Gästen eine bildschöne, kleine Fachwerkstadt, die sich durchaus auch mit Namen
aus der Stauferzeit schmücken kann. Auch hier waren Könige und Herzöge zu Gast, Königin Mathilde besaß die Stadt als Witwengut,
und um 1400 hatte Duderstadt sogar genau so viele Einwohner wie Hamburg. Heute bezeugen die gut erhaltenen Fachwerkhäuser
bürgerlichen Wohlstand, Markttreiben belebt die Straßen und seit dem Wegfall der innerdeutschen Grenze gehört die Stadt sicherlich
wieder zu den bedeutendsten Orten im Eichsfeld.
Eine 1-1/2 stündige Führung präsentierte die schönsten Fachwerkbauten und einige schöne Brunnen,
darunter den „ Grenzpfahlbrunnen“ und den „Vereinigungsbrunnen“, die den Bezug der Stadt zur Teilung Deutschlands
aufzeigen. Die letzte Station der Reise war dem Thema der Deutschen Teilung gewidmet. Im Grenzlandmuseum
lebten unter sachkundiger Führung die Schrecken der innerdeutschen Grenze wieder auf. Ein ehemaliger Beamter des Bundesgrenzschutz
erläuterte anhand von Modellen die Sperranlagen des Grenzüberganges, die Schikanen, die erdacht waren, um den Übergang zu behindern
und die unsäglichen Anlagen der Zäune mit ihren Selbstschussanlagen und Minenfeldern. Es war eine Stunde, nach der manch einer
mit bedrückenden Gedanken zum Bus zurück ging.
Das gute Essen zum Abschluss fegte dann aber trübe Stimmungen hinweg, und am frühen Nachmittag begab sich der Bus auf die Heimreise.
Durch das schöne Eichsfeld ging die Fahrt Richtung Westen. Staufrei und zeitgerecht wurde Meckenheim „ angelaufen“ und alle bedankten
sich bei Reiseleitung und Fahrer mit einem lauten: „ Weiter so“
(©Heimatverein Meckenheim e. V., Frau Christiane Rudloff)